by Felix Gaillinger
„Das lässt sich ja alles auf die Frage der Räumlichkeiten kompensieren“ –
Widersprüchlichkeiten, Wachstumsschmerzen und Ungleichheiten zwischen (vermeintlich) subkulturellen (institutionalisierten) Kulturdienstleistenden in München
Empfohlene Zitierweise: Gaillinger, Felix (2020): "Das lässt sich ja alles auf die Frage der Räumlichkeiten kompensieren" - Widersprüchlichkeiten, Wachstumsschmerzen und Ungleichheiten zwischen (vermeintlich) subkulturellen (institutionalisierten) Kulturdienstleistenden in München. In: FOAM - Forum Of Architecture Mediation Season 1 Episode 6.
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Inhalt
2 Ein Recht ist kein Recht? – Gedanken zu den drei magischen Worten der Stadtanthropologie 5
3.2 Asymmetrien der Diskussionsrunde. 9
3.3 Die Diskussionsrunde als Methode. 11
4 Subkultur in, mit/ohne und trotz der Stadt?. 14
4.1 Institutionalisierte Kulturschaffende – zwischen Desillusionierung und Selbstbehauptung.... . 15
4.2 Das BushBash Kollektiv – weniger subkulturell als behauptet?. 17
5 Netzwerke und ihr Einfluss auf den Werdegang des Subkulturellen. 19
6 Wer schreibt das Recht auf Stadt (nicht)?. 22
Literatur- und Quellenverzeichnis 24
1 Einleitung
Aus ehemaligen Arbeiter_innenstadtteilen werden erst „Szeneviertel“ und dann binnen kürzester Zeit exklusive Wohngegenden mit angeschlossenem Party- und Shopping-Viertel. Wo immer eine Innenstadtlage zu Geld zu machen, wo immer ein Park zu verdichten oder ein altes Gewerbegebiet neu zu erschließen, wo einem Grünstreifen ein Grundstück abzuringen oder eine Baulücke zu schließen sind, werfen die öffentliche Hand und Unternehmen in München wie beispielsweise die Deutsche Bahn die „Schmankerl“ auf den Immobilienmarkt. Dieser Prozess der so genannten Gentrifizierung ist im Glockenbachviertel oder in Haidhausen bereits weitgehend abgeschlossen, im Westend, Pasing oder in Giesing ist er in vollem Gange. (RaSM o.J. a)
In ihrem Münchner Manifest versteht sich das Netzwerk Recht auf Stadt München als ein freier Zusammenschluss von Bewohner_innen und Initiativen, die sich gegen die aktuelle Stadtentwicklung aussprechen sowie gewissermaßen jenen, welche die Stadt nach ihren Wünschen und Bedürfnissen auch praktisch ändern möchten. Ihr Netzwerk steht für die Unzufriedenheit der Vielen, die Gestaltungsmöglichkeiten im umkämpften Raum München nicht wahrnehmen können. Dieser sei nach ihren Aussagen inzwischen von kapitalistischen Verwertungslogiken durchzogen (vgl. ebd.; vgl. RaSM o.J. b).
Das 2020 gegründete Münchner FOAM-Network (Forum Of Architecture Mediation), eine interdisziplinäre und unabhängige Studierendeninitiative, ist eine weitere Stimme, die sich anlässlich aktueller stadtpolitischer Tendenzen in München bemüht, bei (akademisch) architekturbezogenen Themen für die damit verbundenen gesellschaftlichen Aushandlungsprozesse zu sensibilisieren. In ihrem ersten Call for Content rufen sie daher zu Beiträgen zum Thema From Underdogs to Schickeria: The Right to the City auf (vgl. FOAM 2020; TUM 2020). Ihr spezifisches Anliegen und Verständnis des theoretischen Konzepts legen sie nicht offen. Sie beschränken den Inhalt des Calls auf ihr offenes Desiderat, möglichst viele Menschen zu erreichen und möglichst viele Stimmen sichtbar zu machen. Ob letzteres dem Netzwerk gelingen kann, bleibt eine offene Frage.
Christoph Schäfer beschreibt in seinem Vorwort zur ersten deutschsprachigen Ausgabe Henri Lefebvres Recht auf Stadt (2016) euphorisch das Potential von Allianzen wie diesen, im Kampf um ein Recht auf Stadt „zwischen musikalischen Subkulturen, Fußballfans, Künstler*innen, Autonomen, Mieter*innen aus Arbeiter- und Bürgervierteln und, neuerdings, Refugees“ (Schäfer 2016). Es sind Allianzen der Diversität, Allianzen der Unterschiedlichen: Allianzen, denen es beispielsweise in Hamburg ab 2009 gelungen sei, eine Stadt von unten zu gestalten und subversiv zu anderen Formen jenseits (finanzieller) Abhängigkeiten von städtischen Eliten zu führen (vgl. Schäfer 2016: 5-24).
Subkulturen, so sollte man meinen, haben das Subversive schließlich regelrecht im Blut, hinterfragen also bestehende Normen höchst aktiv und wirkmächtig. Dennoch entfalten sie diese Möglichkeit nicht in jedem Fall (vgl. Jacke 2009: 146). Die Prämisse für subversive Stadtplanung sei „eine Grundeinstellung, die darauf ausgerichtet ist, sozialen Aktivitäten im urbanen Gefüge Raum zu geben, die sich alternativ zum Mainstream des Denkens althergebrachter Stadtplanung entfalten“ (Streich 2014: 19).
Allianzen subkultureller Kulturschaffender in München versprechen also zunächst ein verstärktes Empowerment im Recht-auf-Stadt-Aktivismus, wenn sie den Mainstream institutionalisierter, nicht mehr subkultureller Kulturschaffender durchkreuzen. Sie können für Formen städtischer Partizipation jenseits des Sich-Institutionalisierens in Kombination mit einer gleichzeitigen finanziellen Interdependenz von Dritten sensibilisieren. Hierbei eröffnet sich jedoch gleichzeitig eine Paradoxie: Das Resultat des Kampfes um Raum und Räumlichkeiten der Stadt führt im Primat, sich institutionalisieren zu wollen, anstatt (falls überhaupt verfügbar) Grünflächen zu nutzen – so die These meiner Arbeit – zur Einbuße des ursprünglich subversiven Charakters potentieller subkultureller Allianzen. Ganz im Gegenteil, sie gliedern sich mitunter in die Verwertungslogiken und Interdependenzketten einer Stadt ein, in der für das Partizipieren verschiedene Kapitalsorten notwendig sind, und reproduzieren deren Logiken wider die Intention.
In meiner empirischen Erhebung konnte ich jene vermeintlich subkulturellen, nicht institutionalisierten Kulturschaffenden mit dem vermeintlichen Mainstream der bereits Institutionalisierten zusammenführen. Die Intention dahinter war zunächst, zu erheben, ob es Schnittstellen zwischen den Akteur_innen hinsichtlich ihrer Narrationen und Selbstdarstellungen gibt und falls ja, wie sich diese ausgestalten und begründen lassen. Zu diesem Zweck habe ich gemeinsam mit fünf Kommilitoninnen eine Gruppendiskussion organisiert, durch die wir jene Akteur_innen stadtpolitischer Aushandlungskämpfe Münchens sichtbar gemacht haben und anhand der Aushandlungen somit auf einer erfahrungsnahen Ebene verschiedene Diskurselemente herausfiltriert, die nun einer ausführlichen Revision und theoretischen Kontextualisierung zu unterziehen sind. Hierfür werde ich zunächst einige theoretische Verortungen vornehmen, indem ich die verwendeten Methoden sowie ein spezifisches Grundvokabular darstelle. Ferner gilt es, auch jenseits der Erzählungen der eingeladenen Kulturschaffenden, auf mediale (Selbst-) Präsentationen einzugehen, welche prädiskursiv vermittelt und rezipiert werden. Beide Komponenten sollen anschließend zueinander in Bezug gesetzt werden, bis ich in die Analyse des konkret erhobenen Datenmaterials eintauche.
2 Ein Recht ist kein Recht? – Gedanken zu den drei magischen Worten der Stadtanthropologie
Vieles deutet bereits anlässlich der emergierenden Allianzen in München darauf hin, dass das Le droit à la ville, welches Henri Lefebvre einst im symbolhaften Jahr 1968 ausgerufen hatte, nicht in letzter Konsequenz durchgesetzt wurde. Lediglich zu fragen, ob das Recht per se durchgesetzt sei, evoziert auf alltagsprachlicher Ebene jedoch eine weitere Problematik. Es wird deutlich, dass dieses Recht ohne eine theoretische Fundierung nicht eindeutig definierbar ist. Der wohl kleinste legitime Nenner wäre es, das Recht auf Stadt mit dem Recht, nicht in irgendeiner Form vom Recht ausgeschlossen zu werden, gleichzusetzen. Obgleich wenig aussagekräftig, wird durch dieses sprachlogische Reflektieren doch zumindest deutlich, dass es um das Fragen nach der Teil-Nahme und Teil-Habe geht (jeweils: sic!). „Heute“, so Frank Eckardt, „dient diese Anspielung dazu, eine Art gemeinschaftliche Orientierung zu schaffen, die die einzelnen lokalen Gruppen verbinden und eine normative Legitimation der Anliegen theoretisch herleiten soll“ (Eckardt 2014: 203).
Es kann also nicht das Ziel sein, ein Recht durchzusetzen, das als solches nicht feststeht. Ein ungeschriebenes Recht ohne eine wenigstens doch brüchige und daher nachträglich noch zu verdichtende Gesprächsbasis kann nur der/m Beschuldigten Recht geben: in dubito pro rero. Der Inhalt dieser Rechtsschrift wird tagtäglich in Stadtpolitiken auf Mikro- und Makro-Ebene ausgehandelt. Die Schreibenden verfügen dabei über unterschiedliche Ressourcen, wenn sie den semiotischen Raum (vgl. Wietschorke 2013) beschriften. Die ethnographische Perspektivierung kann hierbei einen Beitrag dazu leisten, die Aushandlungslogiken und die damit zusammenhängenden Ungleichheiten, Widersprüche und Reibungspunkte des regelrecht inflationär verwendeten Mantras Recht auf Stadt greifbarer zu machen.
Selbstkritisch reflektierend soll auch der Tatsache Rechnung getragen werden, dass wir für unsere empirische Forschung auf der Basis des reellen und in München gewiss allseits bekannten Images, die Stadt verfüge über keine Subkultur, als auch der reinen Existenz verschiedener Netzwerke und Zusammenschlüsse, eine Momentaufnahme davon gebildet haben, wie derzeit in München die Lage um städtische Räume und der Teilnahme hieran sein könnte. Dies nahmen wir als Anstoß, eine empirische Forschung zu betreiben. Unser simplifizierender Denkanstoß war dabei der, dass sich gewisse (subkulturelle) Akteur_innen im Kampf um städtische Räume nicht durchsetzen können, wie von den einleitend erwähnten Allianzen unisono behauptet wurde, beziehungsweise was schon allein die Tatsache, dass sich derartige Initiativen gebildet haben, zu postulieren weiß.
Problematisch ist dies deshalb, weil wir durch die kaum theoretisch hinterfragte Verwendung der drei magischen Worte der Stadtanthropologie Recht auf Stadt den Gegenstand unserer Untersuchungen mit seiner Unschärfe und interpretierbaren Bedeutungslatenz adaptiert haben. Dabei ist jedoch zu beachten, dass ein spezifisches Vorverständnis die Intuition färben kann, mit der die Inhalte unserer empirischen Forschung analysiert werden (Herlyn 2013: 487). Möglicherweise liegt die beschränkte und beschränkende Reflexion, die nun ausgeweitet werden soll, daran, dass bereits die Bezeichnung dazu einlädt, sich zu positionieren und mit Betroffenen zu identifizieren: „Der Erfolg der Formel ‚Recht auf Stadt‘, weil eingängig und prägnant, mag zugleich ihre Schwäche zum Ausdruck bringen“ (Eckardt 2014: 90). Frank Eckardts Appell eines empirischen Forschens auf lokaler Ebene, das bei einem stärkeren Fokus auf die um die Stadt Kämpfenden verhindern kann, in eine „Orthodoxie und Selbstreferentialität“ zu verfallen, „in der empirische Forschungen nur noch als Beleg oder Illustration bereits vorhandener Vorstellungen fungieren“ (ebd.: 89-92), lässt unsere Untersuchung zum potentiellen Korrektiv avancieren, das der Formel Recht auf Stadt konkrete Inhalte anbieten kann. Das Recht auf Stadt, so Daniel Mullis in seinen Analysen zum Gründungsvater Henri Lefebvre, sei stets ein übergeordnetes, noch zu füllendes und zu konkretisierendes (vgl. Mullis 2017). Diese Slots befüllt das Vielnamenfach durch seine pluralen akteur_innenzentrierten Methoden. Dabei muss die Offenheit der Formel nicht automatisch dazu führen, ihre Wirkmächtigkeit aufzugeben, wie Haderer argumentiert:
Selbstbestimmung, Partizipation und räumliche Aneignung sind für Lefebvre konkrete politische Strategien, hegemonialen Logiken der Fremdbestimmung entgegenzutreten. Lefebvres Recht auf Stadt scheint aber […] auch noch aus einem anderen Grund attraktiv für gegenwärtigen, emanzipatorischen Aktivismus zu sein: durch seine offene Konzeption von politischem Handeln, die unterschiedlichsten urbanen Initiativen und Bewegungen Anknüpfungspunkte bietet. (Haderer 2017: 69)
Gerade diese Anknüpfungspunkte und ihre Interpretationen, die sich in den Narrationen und Praktiken verschiedener Agierender wiederspiegeln, kritisch zu reflektieren, lohnt sich, um ihre spezifischen subjektiven Legitimationen zu erheben, das eigene Recht auf (Teilhabe an und in der) Stadt durchzusetzen.
Gleichzeitig kann die Überordnung des Rechts auf Stadt auch zu einem Fallstrick führen: Der Bezug Henri Lefebvres auf die 1968er Revolten in Paris sei heute einer anderen Logik gewichen, die Ulrich Becks Individualisierungstheorem der Verantwortung (vgl. Beck 1986) gewiss nicht widersprechen würde:
Ohne eine zumindest in groben Zügen geteilte Vision von erstrebenswerten politischen Normen und Zielen und ohne eine zumindest grundlegende Konsistenz und Kohärenz in der Verfolgung dieser Normen und Ziele scheint die Möglichkeit eines Schulterschlusses zwischen mikropolitischen Subjekten zu erblassen. (Haderer 2017: 72)
Weiter schreibt Haderer:
Gerade, wenn das politisch Mögliche im Sichtfeld bleiben soll, bedarf es messerscharfer Analysen heutiger Bedingungen von und Barrieren bei gesellschaftlicher Transformation. Diese müssen die Ebene des Subjekts ebenso im Blickfeld haben wie die Ebene heutiger Bedingungen von Mikro- und Makropolitik. (ebd. 74)
Die vorliegende Forschung weiß ebendieses Mikro und Makro zu berücksichtigen und die Kämpfe um die Durchsetzung des Rechts auf Stadt aus der Perspektivierung mikropolitischer Betroffener heraus sichtbar zu machen, um diese dann in eine Makroebene hineinzudenken.
In diesen Aushandlungsprozessen sei Selbstbestimmung die „Triebfeder des Poltischen“ (ebd. 66). Jene Selbstbestimmung ist zugleich immer sozial bedingt (vgl. ebd. 67). Zunächst tut sich hier ein Oxymoron auf: um zu Selbstbestimmung zu gelangen, ist man auf eine soziale Passung angewiesen. Für meine Arbeit genügt eine reduktionistische Definition des Sozialen, die sich an ihren etymologischen Ursprung lat. socius, zu Deutsch ‚gemeinsam‘, kettet (vgl. dwds o.J.): Alles Soziale ist angewiesen auf mindestens zwei Instanzen. Und hierin liegt bereits eine Barriere. Wer nicht derart sozial eingebunden ist, wird nicht gehört, kann nicht selbstbestimmt in (diskursive) Aushandlungsprozesse eintreten und aufgrund fehlender Ressourcen im umkämpften Raum seine Stimme nicht erheben (vgl. Haderer 2017: 67). Dies macht 2020 auch das offene Kollektiv Dear All in ihrem offenen Brief an das Münchner Kulturreferat sichtbar, in dem sie darauf aufmerksam machen, dass jene Diversität Münchens „als eine postmigrantische, postkoloniale und queere Gesellschaft“ (vgl. Dear All 2020) in Fragen nach der Partizipation ungehört bleibt. Auch die vorliegende Arbeit versäumt es in Teilen, jene reell subkulturellen Stimmen im Streit um das Recht auf Stadt sichtbar zu machen, die nicht über die Ressourcen verfügen, sich zu behaupten und in gewisse hegemoniale Diskurse überhaupt erst einzutreten.
In Anbetracht unserer Vorannahme, Subkultur könne sich in München nicht frei entfalten, entschieden wir, vermeintlich subkulturell Aktive einerseits und bereits institutionalisierte Kulturschaffende andererseits in unsere Forschung zu involvieren. Die Plausibilität dieser vorschnellen Einteilung liegt in der Überbewertung der Kampfmetapher, welche den Blick für unwahrscheinliche Allianzen und Schulterschlüsse der mikropolitischen Subjekte in den Recht-auf-Stadt-Politiken (vgl. Haderer 2017: 72) überlagert: solche, deren Unsichtbarkeit das Dear All Kollektiv beklagt (vgl. Dear All 2020). Wir haben mit einer natürlichen, quasi genuin gegebenen Opposition zwischen jenen subkulturellen und den bereits institutionalisierten Kulturdienstleistenden gerechnet. Dass diese Dichotomisierung nicht aufrecht zu erhalten ist, kann erst die qualitative Empirie aufzeigen, welche die Differenz zwischen (Selbst-) Darstellung, gelebter Praxis und Narrationen evident machen konnte und die Frage nach dem Kampfobjekt um das Recht auf Stadt verschob.
Führt man diese theoretischen Vorüberlegungen zusammen, so lassen sich Fragen stellen, die nach einer emischen Perspektivierung dursten und das weitere Vorgehen zu legitimieren wissen. Wenn das Recht auf Stadt durch Konkretes zu füllen ist, was ist dann im vorliegenden Fall der umkämpfte Gegenstand? Wie voraussetzungshaft ist dieser Kampf? Wer nimmt daran teil, wer hingegen nicht? Welchen Selbstanspruch haben die Akteur_innen und wie passen ihre Narrative zu diesen?
Hierfür nimmt die vorliegende Arbeit eine kritische Stadtforschung vor und beschränkt sich nicht auf die Eigenlogik der Städte, denn „zum einen wird so möglich, sozialgeschichtliche und sozialstrukturelle Voraussetzungen für das aktuelle Sozialgeschehen in den Städten zu berücksichtigen. Zum anderen wird der Blick für eine krisen- und konfliktvermittelte Dynamik der gesellschaftlichen Verhältnisse geschärft. Damit ist drittens eröffnet, gesellschaftliche Verhältnisse in den Städten nicht als unumstößlich gegeben, sondern sowohl als sich verändernd als auch als veränderbar zu begreifen“ [Hervorhebung im Original] (Kemper/Vogelpohl 2013: 15f.).
3 Vorgehen und Methoden
3.1 Ablauf und Planung
Gemeinsam mit meinen Kommilitoninnen Anna Volkova, Anna Klaß, Simone Beigel, Melina Gentner und Michaela Kugler organisierte ich eine Diskussionsrunde im Rahmen des Masterseminars Stadtforschung reloaded, das Daniel Habit im Wintersemester 2019/20 für den Masterstudiengang Empirische Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München anbot. Das Thema für die Gestaltung der Sitzung wählten wir eigeninitiativ und betitelten es äußerst weit gefasst mit spezifisch selektierten Keywords:
Wem gehört die Stadt? – Kämpfe, Mitsprache, Partizipation. Stadt von unten – Subkulturen, Streetlife, Selbstverwaltung. Ein Recht auf Stadt: Wer kann mitgestalten? Freiräume in München? Möglichkeiten und Grenzen von Subkultur. Eine Stadt für alle – in München auch in Zukunft möglich?
Diese Formulierung hatte in ihrer Sperrigkeit gleichzeitig den Vorteil, die Diskussionsrunde thematisch nicht zu sehr einzuengen und bestimmte Narrative nicht zu prädeterminieren. Gleichzeitig konnten sich die eingeladenen Teilnehmenden der Diskussionsrunde ein Bild davon machen, was auf sie zukommen würde und uns auf diese Weise als bereits informierte Forscher_innen wahrnehmen, die über Vorwissen zum aktuellen Stadtgeschehen und die Dynamik der Gentrifizierung verfügen. Zudem konnten wir jene Kulturschaffenden damit vermitteln, sie als Expert_innen und wichtige Bestandteile des Feldes wertzuschätzen. Unsere Selbstpräsentation als Forschende, wie es auch Schmidt-Lauber empfiehlt (vgl. Schmidt-Lauber 2007: 173), gilt es bereits während der Vorbereitung des Interviews zu berücksichtigen.
Um die Diskretion der Vertreter_innen zu wahren, personifiziere ich die eingeladenen Einrichtungen und das eingeladene Kollektiv im Rahmen der vorliegenden Arbeit. Anwesend war die Glockenbachwerkstatt (ein Bürgerhaus und Kulturzentrum), der Sub e.V. als schwules Kommunikations- und Kulturzentrum, sowie das Bellevue di Monaco (Wohn- und Kulturzentrum für Geflüchtete und interessierte Münchner_innen). Ferner war der erste klimaneutrale Technoclub Münchens, das Harry Klein, vertreten. Wir ließen den Einrichtungen dabei die Wahl, selbst zu entscheiden, wer sie in unserer Diskussionsrunde vertreten solle. Es ist interessant, festzustellen, dass letztlich ausschließlich Mitarbeitende erschienen, die hauptamtlich angestellt waren und Positionen wie die Geschäftsführung, die Pressesprecherschaft, die Veranstaltungskoordination und ähnliche innehatten, also mitunter weniger stark in den operativen Betrieb involviert waren und daher eine überschirmende Perspektivierung auf das Tagesgeschehen ihrer Einrichtungen einnahmen. Diese Einrichtungen haben sich in München bereits etabliert. Sie verfügen über eigene Räume und finanzieren sich durch ihre Veranstaltungen, Spenden oder auch mit Geldern der Landeshauptstadt München. Abgrenzend hierzu luden wir das BushBash Kollektiv ein, das illegale Technoveranstaltungen in und um München organsiert und nicht über eigene Räume verfügt. Unserer Diskussionsrunde wohnten zudem Masterstudierende desselben Stadtforschungsseminars bei, der akademische Rat und Dozent des Seminars Daniel Habit, Studierende des entsprechenden Bachelorstudiengangs, Studierende der Architektur, Vertreter_innen des FOAM-Network, Wissenschaftliche Mitarbeiter_innen des Instituts und der Lehrstuhlinhaber Johannes Moser.
3.2 Asymmetrien der Diskussionsrunde
Die Diskussionsrunde ist nach Sabina Misoch als insgesamt künstliche Gruppe zu beschreiben, denn die „soziale Interaktion der Gruppenteilnehmenden ist hier auf die temporäre Labor- und Erhebungssituation beschränkt“ (vgl. Misoch 2019: 137). Diese künstliche Gruppe setzt sich unseres Vorverständnisses nach dabei wiederum aus insgesamt drei Milieugruppen zusammen, die sich zuvor nicht unbedingt allesamt persönlich kannten, aber durch eine vergleichbare soziale Lage miteinander verbunden sind. Die ähnlichen Lebenslagen führen nach Misoch zu einer „relative[n] Wert-, Handlungs- und Einstellungshomogenität“ (vgl. ebd.: 137). Obschon ich diese Differenzierung als mitunter simplifizierend bezeichnen würde, da gerade das unhinterfragte Affirmieren einer vergleichbaren sozialen Lage zwischen den Anwesenden dazu führen kann, ungleiche Verteilungen zur Unsichtbarkeit zu führen, lässt sich das Vokabular gewiss für die vorliegende Arbeit nutzen. Ich gehe bei meiner Einteilung weniger von einer vergleichbaren sozialen Lage der Sprechenden aus, als vielmehr einer vergleichbaren Lage der eingeladenen kulturdienstleistenden Einrichtungen selbst und abstrahiere sie von den in ihr agierenden Menschen. Dieses Einteilen in Milieugruppen geschieht dabei gezielt prädiskursiv, um sie in Anbetracht der geführten Interviews wiederum zu überdenken. Daher war es uns möglich, nicht teleologisch von einer milieuspezifischen Homogenität auszugehen. Die Einteilung in Milieus erfolgt somit auf den medialen (Selbst-) Darstellungen, auf dem intersubjektiv Sichtbargemachten – jenem, das rezipiert werden kann, ohne die Diskurse zu kennen, die sich in der vorliegenden empirischen Forschung erst noch eröffnen sollten.
Die erste Milieugruppe setzt sich aus den bereits institutionalisierten Kulturschaffenden zusammen.[1] MUCBOOK nominiert die Glockenbachwerkstatt zu einem der „10 (wirklich) besten Orte[n] der Münchener Subkultur“ (Borengässer 2018). Die Angebote des Sub e.V. fördern nach eigenen Angaben „Sub-kultur und tragen sie in die Welt“ (vgl. Sub o.J.). Der Geschäftsführer des Harry Kleins, selbst politisch aktiv und Mitglied in verschiedenen Verbänden und Vereinen kulturell Agierender, plant einen subkulturellen Raum unter einer Autobahnbrücke zu schaffen. Die bereits Institutionalisierten werden zum Teil einer Münchner Subkultur ernannt und als diejenigen sichtbar, die im Kampf um das Recht auf Stadt bereits eine Stimme haben und sich länger- oder mittelfristig etabliert, manifestiert, verfestigt und architektonisch wahrnehmbar gemacht haben. Sie richten öffentlich zugängliche Veranstaltungen aus, finanzieren sich durch Spenden, den Verkauf von Getränken und Essen, das Eintrittsgeld für Veranstaltungen und Gelder der Stadt München. Hauptamtlich und ehrenamtlich Tätige sind in den alltäglichen Betrieb involviert. Auch kooperieren sie zu verschiedenen Anlässen miteinander, was zwar möglicherweise an der geographischen Nähe liegen könnte, aber selbstverständlich nicht allein damit begründet werden kann.
Die zweite Milieugruppe unserer Erhebungen ist jene der – Status quo – nicht-institutionalisierten Kulturschaffenden: Das BushBash Kollektiv. Auf ihrer Homepage schreibt das BushBash: „Hi! Wir sind ein paar Leute aus München, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die Subkultur der Stadt aktiv mitzugestalten und für jede*n zugänglich zu machen“ (vgl. BushBash o.J.). Auch sie vertreten also einen subkulturellen Anspruch. Sie teilen mit:
Schon seit längerer Zeit stört es uns, dass bei dem überwiegenden Teil der Veranstaltungen in München das Finanzielle und Kommerzielle im Mittelpunkt steht. Dabei ist die Stadt doch schon teuer genug, oder? Wieso sollten Menschen so viel Geld ausgeben, um eine gute Zeit zu haben? Mittlerweile ist es fast Standard, 10€ + Eintritt zu zahlen, um sich dann in einem vollkommen überfüllten Raum zwischen lauter schwitzigen Leuten kaum mehr bewegen zu können. On top kostet ein Bier dann nochmals 4€ (und das ist dann meistens nur 0,3l !!), von Gin Tonic oder anderen Longdrinks gar nicht zu reden. Genau das definiert sich dann als „feiern“. (ebd.)
Die Narrative mögen dazu verleiten, sie als Gegenpol zu den Institutionalisierten zu sehen. Betrachtet man jedoch den Aufruf, Geld zu spenden, die Möglichkeit der Buchung für Veranstaltungen (vgl. ebd.) und die Tatsache, dass sie auch mit den bereits institutionalisierten Kulturschaffenden unserer empirischen Forschung kooperieren, führt zur ersten Feststellung, dass die Behauptung einer Bipolarität wohl nicht gerechtfertigt ist und Potential für einen forschenden Nachtarock bietet.
Der/m aufmerksam Lesenden dürfte aufgefallen sein, dass die Zahl der anwesenden institutionalisierten Kulturschaffenden jene der nicht institutionalisierten bei Weitem übertrifft. Legitimierbar wird dies durch folgende Auflösung: Die Anwesenden sind weniger zwei Parteien, als vielmehr Akteur_innen, die auf eine spezifische Art und Weise faktisch vernetzt sind.
Eine weitere Asymmetrie liegt in der Tatsache, dass das Publikum der Diskussion als Kollektiv die dritte Milieugruppe bildet: Akademiker_innen. Es bleibt nach postmigrantischen, postkolonialen und queeren Stimmen zu fragen, die in öffentlichen Diskursen laut Dear All und auch unserer Meinung nach unterrepräsentiert sind (vgl. Dear All 2020). Unsere Sitzung war nicht öffentlich und hatte ursprünglich auch nicht das Ziel, anschließend öffentlichkeitswirksam inszeniert zu werden. Die fehlenden Stimmen in unserer Forschung sind einerseits äußerst bedauerlich, andererseits für das Anliegen dieser Forschung, eine spezifische Schnittstelle mikroskopisch zu beleuchten, zu verkraften.
3.3 Die Diskussionsrunde als Methode
Gruppendiskussionen nehmen im Vielnamenfach einen geringen Stellenwert ein, wie Brigitta Schmidt-Lauber (vgl. 2007: 175) feststellt. Obgleich Gruppendiskussionen durchaus als Methode qualitativer Interviewführung anerkannt sind (vgl. Misoch 2019), erscheint es mir sinniger, diese als Umbrella Term zu behandeln, der ein genuin empirisch-kulturwissenschaftliches Methodentriangulieren (vgl. Schmidt-Lauber 2007: 185) beschreibt, verschiedene Formen des qualitativen Interviews in sich vereint und sich dabei nicht auf ein Vieraugengespräch zwischen Forschender/m und Interviewter/m beschränkt. Unsere spezifische Ausgestaltung der Gruppendiskussion gliedert sich dabei in drei Kernelemente auf, die im Folgenden kurz zu umreißen sind und weitere anschließende Reflexionen einfordern: Das fokussierte Interview, das Leitfadeninterview sowie ein offenes Interview.
Durch ein einsteigend fokussiertes Interview setzen wir das Augenmerk zunächst auf einen vorab bestimmten Gesprächsgegenstand, ein konkretes Zitat. Die Reaktionen und Interpretationen auf unsere Bitte hin, die verschiedenen Assoziationen mit diesem Zitat zu explizieren, werden dabei in relativ offener Form erhoben. Es handelt sich um eine provokante These, zu der jede/r der Anwesenden seine eigene Meinung äußern kann. Wir gehen nicht direktiv vor, sondern halten uns stark zurück (vgl. Hopf 2012: 353-355). Die verschiedenen Interagierenden haben die Möglichkeit, auf das Zitat und auch auf das von anderen Diskutierenden Gesagte einzugehen. Diese Methode dient zum einen dazu, dass die Anwesenden ihren Standpunkt mit dem der anderen vergleichen können. Zum anderen wollten wir eine gemeinsame Gesprächsbasis schaffen, die auch das (Selbst-) Verständnis der Anwesenden zu berücksichtigen weiß.
Nach dieser initialen Phase gehen wir zum Leitfadeninterview über. Dieses eröffnet „viele Spielräume in den Frageformulierungen, Nachfragestrategien und in der Abfolge der Fragen“ (Hopf 2012: 351). Es hat aber doch zum Ziel, spezifische Aspekte durchzusprechen, welche die Anwesenden mitunter nicht selbst thematisieren würden, weil es sich eher um Fragen handelt, die auch einen provozierenden Charakter annehmen können und auf hard facts abzielen. Diese sind teilweise mit Scham verbunden oder werden für gewöhnlich tabuisiert und sind dennoch oder gerade deswegen für die Forschung von Relevanz. Beispielsweise kann dies dann der Fall sein, wenn Privilegierte mit einem versperrenden Blick über Privilegien und Diskriminierung reflektieren (vgl. McIntosh 1989).
Die dritte und letzte Phase des Zusammenkommens ist ein offenes Interview, an dem nun auch das gesamte anwesende Publikum teilnehmen kann. Dieses offene Interview nahm zeitlich den größten Teil in Anspruch und kann regelrecht als methodische Hybridform bezeichnet werden, in der das Publikum unmittelbar auf das Gesagte eingehen, dieses interpretieren und hinterfragen sowie einer anschließenden Diskussion zur Verfügung stellen kann. Gleichzeitig können sich die diskutierenden Institutionen und das Kollektiv auch auf das Gesagte der anderen anwesenden Kulturschaffenden beziehen und sich gegebenenfalls abgrenzen. Durch diesen langen Block des offenen Interviews hatten die Anwesenden die Freiheit, auch Gedanken und Erinnerungen preiszugeben, „die sie auf direkte Fragen nicht äußern können oder wollen“ (Hopf 2012: 357) und sich entsprechend situativ ergeben.
Hopf vertritt die Meinung, „es gibt wohl einen relativ breiten Konsensus darüber, dass diese Interviews nur von Befragenden durchgeführt werden sollten, die verantwortlich in den jeweiligen Forschungsprojekten mitarbeiten“ beziehungsweise mit den Inhalten sehr vertraut sind (vgl. Hopf 2012: 358). Aus diesem Grund organisierten wir unmittelbar vor der Diskussion ein Treffen mit dem Publikum, in welchem wir dieses als informierte und informierende Reporter_innen qua Nosing Around (vgl. Lindner 2007) durch ein gentrifiziertes Stadtviertel führten und mit Kurzreferaten in verschiedenen Intermezzi die eingeladenen Einrichtungen und das BushBash Kollektiv vorstellten, exemplarisch über Verdrängungsprozesse von Subkultur in München und deren Folgen sprachen und über die ihnen inhärenten Logiken diskutierten. Die meisten der Anwesenden hatten darüber hinaus bereits stadtanthropologische Kurse besucht oder sind in entsprechenden Forschungskontexten aktiv.
Sabina Misoch ermahnt auch – was gerade in einer derart großen Diskussionsrunde relevant würde – die natürliche Interaktionssituation nicht zu stören (Misoch 2019: 155). Diesem Appell ist für diese Forschung nicht zuzustimmen. Die Diskutant_innen sollen schließlich die eigene Komfortzone verlassen, zumal allein die Laborsituation des Interviews schon künstlich ist. Es fand in einem neutralen und separierten Gruppenraum einer der anwesenden Einrichtungen statt. Zudem entspricht das Postulat, als Ethnograph_in und Feldforschende/r einen randständigen Außenseiterstatus im Feld einzunehmen, nicht mehr aktuellen fachlich legitimierbaren Konventionen (vgl. Schmidt-Lauber 2012: 58; vgl. Mohr / Lindner 2017: 71). Vielmehr setzen wir ganz im Sinne Brigitta Schmidt-Laubers auf Dialogizität, Empathie und Offenheit (vgl. Schmidt-Lauber 2012: 172), drei Attribute einer entspannten Erzählsituation (ebd.: 175), der es gelingt, das allen Interviewformen „immanente Offenheitspostulat“ (Herlyn 2013: 487) zu berücksichtigen. Die Selbstpräsentation als Forschende reflektierend, wie es Schmidt-Lauber einfordert (vgl. 2007: 173), ist hinzuzufügen, dass es sich nicht um eine Podiumsdiskussion sondern um einen Stuhlkreis handelte, in der jede/r Anwesende von uns ein Namenschild erhielt, wir uns allesamt das Du anboten und bereits im Vorhinein die Diskutierenden begrüßten und in gelöster Atmosphäre die Distanz verringerten. Dies sahen wir als notwendige Interventionen, um einer allzu angespannten Gesprächssituation vorzubeugen, in der sich die Gäste fühlen, als befänden sie sich in einem Kreuzverhör wissenshungriger Akademiker_innen, welches ihre Erzählbereitschaft einschränkt.
Die verschiedenen Formen des Interviews sind für unsere Forschung zentral, jedoch für sich keine „Quelle realen Verhaltens im Alltag“ (vgl. Schmidt-Lauber 2007: 172), obgleich sie Hinweise darauf versprechen, wie „Bedeutungen konstruiert, wie Erfahrungen versprachlicht, wie Diskurse rezipiert und reflektiert“ (Herlyn 2013: 485) werden. Ich werde im Rahmen dieser Arbeit daher den bereits gemachten Bezug auf mediale (Selbst-) Darstellungen der Diskutierenden zu den Narrationen der Interviews in Bezug setzen.
4 Subkultur in, mit/ohne und trotz der Stadt?
Unsere kulturdienstleistenden Gäste stehen, wie aufgezeigt, für einen gewissen subkulturellen Anspruch, der gerade hinsichtlich der Frage nach einem Recht auf Stadt an Virulenz gewinnt.
Wie der Titel seines Schlüsselwerks verrät, untersucht Dick Hebdige in diesem Subculture – Die Bedeutung von Stil (1983). Zentrale Gedankengänge können fruchtbar gemacht werden. Subkulturen verfügen ihm zufolge über einen gewissermaßen verschlüsselten, kodierten Stil (vgl. Hebdige 1983: 73), der zum Ausdruck ihrer „Suche nach einem Maß an Unabhängigkeit“ (ebd.: 81) in Abgrenzung zum zu durchkreuzenden Mainstream einer Bezugskultur (vgl. Streich 2014: 19) avancieren kann:
Wir sollten daher die Aussagekraft auffälliger Subkulturen nicht unterschätzen. Denn diese sind ja nicht nur Metaphern für potentielle Anarchie irgendwo draußen vor der Tür. Sie sind gleichzeitig Mechanismen semantischer Unordnung: eine Art zeitweilige Blockade in den gewohnten Darstellungssystemen (Hebdige 1983: 82)
Subkulturelle Ansprüche und Selbstaffirmationen lassen folglich einen Ausbruch aus einer Ordnung erwarten, der mit einem zur Anwendung gebrachten subversiven Charakter (vgl. Jacke 2009: 146) das Potential entfaltet, bestehende Normen zu durchkreuzen und Anderes in den Möglichkeitsraum hineinzutragen. Im Kampf um ein Recht auf Stadt bedeutet dies, die zu füllende Formel (vgl. Mullis 2017) anders zu Füllen als es das bereits Etablierte tut. Wäre, rein hypothetisch formuliert, das BushBash Kollektiv ein subkulturell agierendes und die bereits Institutionalisierten die Norm des Möglichen, so ließe sich durchaus denken, dass es zu neuen Formen des Partizipierens und Eindringens in die Stadtpolitiken führen könnte, wenn das Bush Bash Kollektiv eine Möglichkeit findet, die Formel des Recht auf Stadt anders zu füllen. Wie jedoch bereits aufgezeigt wurde, ist diese Bipolarität laut medialer (Re-) Präsentation nicht gegeben.
Aus diesen Gründen leiten wir die Diskussionsrunde mit einem Zitat ein und machen von der Methode des fokussierten Interviews gebrauch, um das Selbstverständnis der Akteur_innen hinsichtlich ihrer Auslegung des Subkulturellen zu erheben. Wir bitten hierfür zunächst um Assoziationen zum folgenden Satz, der sich auf einem anonym gestalteten Sticker in München finden lässt und in das Archiv des Kreativquartier im Prozess, einer digitalen Plattform für das Kreativquartier an der Dachauer Straße München, aufgenommen wurde (vgl. Abbildung 1 = Anonymus / KiP 2018): „München braucht keine Subkultur und wenn München Subkultur braucht, kauft München Subkultur.“
Abbildung 1 Sticker mit Zitat für das fokussierte Interview
4.1 Institutionalisierte Kulturschaffende – zwischen Desillusionierung und Selbstbehauptung
Die Reaktionen der bereits Institutionalisierten spiegelt eine paradoxe Ambivalenz wider. Auf der einen Seite besteht ein Konsens darüber, dass Subkultur Räume und Plätze brauche, an denen sie sich entwickeln kann. Dass man sie von oben kaufen kann, denke man nicht. Ferner ist man sich der Reputation der Stadt München bewusst, von „Außen hat man auch immer dieses Geld-Bild und wenn man mit Leuten aus anderen Städten redet, dann hat München einfach einen sehr schlechten Ruf, was Subkultur betrifft und so.“ Auf der anderen Seite hingegen denke man, dass „so eine sozialdemokratische, oben herab organisierte Subkultur genauso wenig funktioniert, wie eine, die jetzt komplett ohne öffentliche Zuneigung und Förderung irgendwie stattfindet.“ Zwischen Kulturschaffenden und der Landeshauptstadt München, so ist man sich einig, bestehe eine gewisse Interdependenz. Obgleich man darin auch die Polemik lesen könne, „München kaufts noch nicht mal, sondern lässt irgendwelche armen Menschen sich selber ausbeuten, um dann ne Subkultur zu machen“, bestreitet man dennoch nicht die Notwendigkeit, einen „absolute[n] Gründergeist“ oder „Unternehmergeist“ zu besitzen. Diese verinnerlichten Subjektivierungsappelle stehen unter dem „Diktat des Komparativs“ (Bröckling [2007] 2019: 126) und rufen das unternehmerische Selbst an, „innovativer, findiger, wagemutiger, selbstverantwortlicher und führungsbewusster […; zu sein; F.G.] als die anderen“ (ebd.). Es sei, wie Ulrich Bröckling herausarbeitet, ein Fehlschluss zu glauben, jeder könne gleichsam Partizipieren – es ist stehts ein riskanter Konkurrenzkampf und fordert eine hohe Risikobereitschaft ein (vgl. ebd.). Eben diese Risikobereitschaft wird in der Differenz zwischen schon etabliert und noch nicht etabliert ein Wettlauf ungleicher Voraussetzungen. Erstere sind eingebunden in Netzwerke und Strukturen der Stadt München, die ihnen Sicherheit bieten und sie dabei unterstützen, das Risiko des Scheiterns zu minimieren sowie den unternehmerischen Erfolg zu reproduzieren.
„Subkulturen“, so Anja Schwanhäußer in ihrer Ethnografie einer Berliner Szene, Kosmonauten des Underground, „erscheinen als Dorf-ähnliche, symbolisch geordnete Einheiten innerhalb der chaotischen Stadt“ (Schwanhäußer 2010: 295). Diese Wahrnehmung ließe sich für das Bellevue di Monaco, den Sub e.V., das Harry Klein und die Glockenbachwerkstatt gewiss nicht abstreiten. Sie agieren als Einrichtungen jedoch nicht selbst subkulturell, sondern bieten Räume und Räumlichkeiten, in denen Subkultur temporär sein kann – nicht entsteht. Die vermeintlichen Oasen des Schaffens, wie es bei Schwanhäußers Schilderung anklingt, können in den teuersten Stadtvierteln Münchens nur dadurch den Fels in der Brandung darstellen, dass sie sich behaupten können, in der Interdependenz der Geldgebenden überhaupt erst etabliert sind und über einen protected space verfügen.
Johannes Moser interveniert sogleich mit der Frage, ob „es nicht eigentlich so [ist; F.G.], dass Subkultur sich dadurch auszeichnet, dass sie gar nicht in diese ganzen Infrastrukturen eingebunden ist. […] Für mich“, so Moser weiter, „wäre Subkultur etwas, das sich ganz kritisch mit diesen ganzen Dingen auseinandersetzt, wo Sachen passieren, die nicht in diese ganzen gut gemeinten Logiken hineinpassen.“ Hierauf antwortet die Milieugruppe der institutionalisierten Kulturschaffenden ebenfalls geschlossen und stimmt sich gegenseitig zu. Besonders folgende beiden Aussagen spiegeln ihr Selbstverständnis wider:
Na ja, ich glaub, das lässt sich ja alles auf die Frage der Räumlichkeiten kompensieren. Also ist die Stadt dafür zuständig, Räume zu schaffen oder Räume zur Verfügung zu stellen? Ja oder nein? So ist es. Es ist so.
In München gibt’s da keine andere Chance. Also ich glaube, jeder Künstler in München muss einen Business Plan im Grunde haben. Freie Kunst kannst du hier nicht machen, weil du sonst schlicht einfach nicht überleben kannst.
Kultur und Kommerz scheinen sich in das Selbstverständnis der bereits institutionalisierten Kulturschaffenden eingebrannt zu haben und eine logische Bedingtheit einzunehmen, deren Alternativlosigkeit sie in ihren Narrativen unterstreichen. Gleichsam bemühen sie sich um einen niederschwelligen Zugang und setzen auf ehrenamtliches Engagement. Auch die explizite Konfrontation mit einer anderen Vision von Subkultur, die sich derartigen Interdependenzen zu entziehen versucht, wird nicht als realistisch anerkannt, sondern mit Verweis auf die Frage nach den Räumlichkeiten entkräftet. Die Desillusionierung kann gewiss als Symptom einer Risikopraxis[2] bezeichnet werden, die in der kulturellen Kreativwirtschaft ein Alltagszustand sein kann. Sie dient hier jedoch nicht dazu, wie Alexa Färber weiter ausführt, die individuell einzelne Risikobereitschaft der Akteur_innen zu bündeln (vgl. Färber 2009: 98f.), sondern vielmehr dazu, dem Risiko des Handelns wider die bestehende Ordnung zu entgehen. Sie schreiben ein Skript im Kampf um das Recht auf Stadt, welches sich mit
radikal-demokratischen und Kapitalismus-kritischen Forderungen verknüpft, allen voran mit Forderungen nach Selbstbestimmung, politischer und sozialer Teilhabe sowie mit Forderungen nach urbanen Räumen, die sich der kapitalistischen Verwertungslogik entziehen (Haderer 2017: 64)
Szenen, Netzwerke und Kooperationen wie die beschriebene Milieugruppe der Institutionen „sind bis heute nur selten in der Lage, auch politisch nachhaltige Effekte für ihre Belange zu erreichen“ (Färber 2009: 99). Ebendiese politische und soziale Teilhabe kann sich der interdependenzerzeugenden Verwertungslogik in den Augen der institutionalisierten Kulturschaffenden gerade nicht entziehen, sondern bedarf eines Bündnispartners wie der Landeshauptstadt München. Diese Barriere zu überwinden, ist in der Selbstwahrnehmung der Institutionalisierten nötig, um den Kampf um ein Recht auf Stadt zu führen. Der Kampf ist qua Institutionalisierung und Etablissement jedoch bereits gewonnen, erst recht, da sie eine Schutzmacht wie die Landeshauptstadt München hinter sich haben, die sie gar mit Fördergeldern unterstützt. Dass dies unter Kolleg_innen der eigenen umkämpften Szene nicht immer als gerecht wahrgenommen wird, dessen ist sich der Vertreter des Schwulen Kommunikations- und Kulturzentrum München e.V. bewusst. Er berichtet, dass sich andere Barinhaber_innen im gleichen Stadtteil ohne einer derartige Schutzmacht wünschen, der Sub e.V. würde die Preise für die Getränke erhöhen, um für Gerechtigkeit im Wettbewerb zu sorgen, damit auch die anderen – so der Vertreter – sich die Miete ihrer Läden finanzieren können.
Die anwesenden Institutionen, so das Zwischenresümee, können nicht in jeder Hinsicht als solche verstanden, die gemäß ihrer Selbstidentifikation subkulturell agieren. Sie schwimmen nicht „gegen den Strom der Hauptkultur“ (Hebdige 1983: 93) sondern sind bereits etabliert und in der Lage, weitestgehend selbstbestimmt in den Recht-auf-Stadt-Politiken zu handeln.
4.2 Das BushBash Kollektiv – weniger subkulturell als behauptet?
Das BushBash Kollektiv als nicht institutionalisierter Kulturschaffender affirmiert zunächst eine Auffassung, die gewiss mit der provokanten Polemik des Stickers sympathisiert.
Subkultur muss halt irgendwie organisch wachsen. Man kann da kein Geld dagegen werfen. Man kann das irgendwie unterstützen mit Freiräumen, aber sonst irgendwie ist es komplett der falsche Ansatz so eine Aussage [bezieht sich dabei auf den Sticker; F.G.].
Wobei wir halt echt stark versuchen, da entgegenzuwirken, indem wir sagen: Kultur kann auch bestehen ohne irgendwelchen kommerziellen Hintergedanken… zum Beispiel bei unseren Partys. Wir machen das immer kostenlos, wenn wir halt das an einem Ort machen, wo wir auch nichts zahlen müssen oder so. Wir wollen, dass auch jeder die Möglichkeit hat und die Chance hat nicht so zehn Euro für den Club zu zahlen und trotzdem zu feiern und auch, also, dass halt… also irgendwie denke ich manchmal, dass wir gegen das Prinzip der Stadt arbeiten, weil München ist eine sehr kommerzielle Stadt, finde ich oder sehr wirtschaftlich auch also fokussiert. Und da sind wir einfach ein paar jugendliche Studenten, die sagen so: Ne, eigentlich, wir wollen das anders machen. Wir wollen bisschen auch eine andere Denkweise reinbringen, dass es nicht nur um das Geld geht sondern auch um, einfach dass Leute ihre Freizeit leben können oder ihre Kunst zeigen können und so weiter.
Es lässt sich sowohl aus den Narrativen als auch aus den gezeigten Selbstdarstellungen des BushBash Kollektivs (vgl. BushBash o.J.) eine „subkulturell-hedonistische Aura der Aktivität“ (Schwier 2018: 16) erkennen. Momente der Improvisation und Ausgelassenheit, die Jürgen Schwier ursprünglich in der subkulturellen Skateboard-Szene identifizierte, finden sich ebenso wieder wie „die unmittelbare Freude am Sich-Bewegen und eine Orientierung an persönlichen Herausforderungen“ (ebd.). Dies spiegelt sich im BushBash Kollektiv darin, nicht genehmigte Partys zu organisieren, die außerhalb der Münchner Innenstadt an versteckten Orten stattfinden. Das Hedonistische besteht einerseits in diesem Kick des Kriminellen aber auch in der gleichzeitigen Befriedigung, sich kommerziellen Verwertungslogiken entziehen zu wollen und – wie sie uns weiter berichten – stundenlang, bis in den nächsten Morgen hinein, die fallengelassenen Zigaretten zu entfernen und nach den Feiern möglichst keine Spuren zu hinterlassen. Durch Ihre Veranstaltungen distanzieren sie sich auf gewisse Weise von den bereits Institutionalisierten, bewahren jedoch die Identifikation bis zu einem gewissen Grad – ähnlich, wie es bereits Phil Cohen beschrieb (vgl. Cohen [1972] 1997) – bei. Sie eignen sich einen gewissen Raum auf Zeit an, um ihre Praktiken auszuleben. Die „eigenen subkulturellen Konventionen, die mitunter in einem Spannungsverhältnis zu den etablierten Nutzungsansprüchen und -vorgaben stehen“ (Schwier 2018: 20) haben eigene räumliche Ansprüche, die sich nicht in den zur Verfügung gestellten Räumen befriedigen lassen. Diese Befriedigung sucht das BushBash Kollektiv an jenen besagten Orten, an denen sie ihre Kulturangebote durchführen können, ohne sich notwendigerweise zu institutionalisieren. Ihre Suche nach der Unabhängigkeit von der Stadt München, den Eintrittsgeldern und dem Getränkeverkauf scheint zunächst trotz ihrer Kriminalisierung möglich zu sein. Jene Kriminalisierung ist regelrecht als Signé des Non-Konformismus zu verstehen. Das stilistische Moment ihrer affirmiert subkulturellen Ansprüche lässt sich durch die Schlagworte Illegalität, Non-Kommerzialismus sowie die Wahl geheimer Veranstaltungsörtlichkeiten paraphrasieren.
Diese Selbstbehauptung konfligiert jedoch mit der bereits aufgezeigten Tatsache, dass das BushBash Kollektiv mit Institutionalisierten zusammenarbeitet, sich buchbar macht und nach Zwischennutzungen strebt. Auch die Narrative der empirischen Forschung lassen den Schluss zu, dass der Status Quo des BushBash Kollektivs kein subkultureller ist. Zwar fordern sie in ihrer Selbstbehauptung eine bewusste und abgrenzende Haltung von der Stadt München. Dennoch wählen sie den alternativen Weg über eine Kooperation mit jenen, die in diese Verwertungslogiken unmittelbar eingebunden sind. Zwar richten sie selbst keine Veranstaltungen aus, für die sie jene hohen Preise einfordern, doch lassen sie sich von ebendiesen buchen, die es tun. Jene gewollte Selbstbestimmung in den nicht mehr illegalen Zwischennutzungen oder auch Kooperationen, die bereits Haderer (2017: 64) thematisierte, bedarf einer Bündnispartnerschaft. Um selbstbestimmt kulturschaffend tätig zu sein, gilt es also, sich zu vernetzen.
5 Netzwerke und ihr Einfluss auf den Werdegang des Subkulturellen
Wie eingangs aufgezeigt, scheint das Soziale im Diskurs um ein Recht auf Stadt eine große Rolle zu spielen. Gleichzeitig wird wie selbstverständlich von einem Konnex zwischen sozialer Teilhabe und Selbstbestimmtheit gesprochen (vgl. Haderer 2017). Die sozialgeschichtlichen und sozialstrukturellen Prämissen für das Sozialgeschehen sollte eine stadtanthropologische Perspektivierung auf dieses Desiderat jedoch berücksichtigen (vgl. Kemper / Vogelpohl 2013: 15f.) [gezielte Hervorhebung des Verf.].
Das BushBash Kollektiv spaltete sich vom Hauptstrom der institutionellen Kulturdienstleistenden Münchens ab, hat dieses Stadium jedoch bereits wieder überwunden. Das rebellische Moment der Kriminalität wird teilweise wieder aufgegeben und durch die Kooperationen mit Nicht-Subkulturellen konterkariert. Am 31. August 2019 ist das Kollektiv Teil einer Veranstaltung des Bahnwärter Thiel München, für die besagte zehn Euro Eintritt verlangt werden, die das BushBash Kollektiv derart bestimmt abzulehnen behauptet (vgl. BushBash o.J.). Am 13. Februar 2020, circa drei Wochen nach unserer Diskussionsrunde, legt das BushBash Kollektiv im Harry Klein auf:[3] Legal, Kommerziell, Öffentlich und damit wider die eigene Stilistik. Diese zwei Beispiele stehen exemplarisch für die Widersprüchlichkeit.
Ähnlich einer Pubertät sozialisiert sie sich in deren Logiken hinein. Sozialisation ist nach Anthony Giddens dabei „ein Prozeß, durch den das hilflose Kleinkind allmählich zu einer Person wird, die über Fertigkeiten und ein Wissen über sich selbst verfügt und in die kulturellen Praktiken, in die es hineingeboren wird, eingeübt ist“ (vgl. Giddens 1995: 67). Dieses Wissen und diese Fertigkeiten musste sich das – metaphorische – Kleinkind BushBash zunächst aneignen:
Wir merken schon, dass wir Schwierigkeiten haben, uns durchzusetzen gegen Ältere, die schon mehr Erfahrung habe. Also zum Beispiel bei einer Zwischennutzung in der Infanteriestraße […]. Uns wurde halt gesagt, dass wir halt nicht genug Erfahrung haben, weil wir hatten nur eine kleine Zwischennutzung und sonst keine Erfahrung.
Der „pragmatische[…] Funktionalismus der Linguistik“ (Herlyn 2013: 486) führt hier zu einer weiteren Erkenntnis: Die mehrfache Emphase auf das Substantiv Erfahrung verweist auf das notwendigerweise prozesshafte und voraussetzungsvolle Hineinsozialisiert-Sein in gewisse Strukturen. Die subjektive Einschätzung des Kollektivs betont die Notwendigkeit der Interaktion von Individuum und Umwelt, sprich zwischen BushBash und der Elternkultur, als direktes Bezugsfeld. Hierfür bedarf es konkreter Erfahrungen, für die jedoch wiederum spezifisches Kapital benötigt wird. Pierre Bourdieus Konzept des Habitus zählt zwar nicht zu den klassischen Sozialisationstheorien, erklärt aber den Sozialisationsprozess des BushBash Kollektivs. Ein bestimmter Lebens-Stil (sic!) entwickelt sich im Zuge von Sozialisation in der Auseinandersetzung mit sozialen Gruppen, in denen es aufwächst habituell (vgl. Bourdieu 1970: 40). Sie übernehmen die Werte, Normen und kulturellen Muster dieser sozialen Gruppe(n). Um genügend Erfahrung zu sammeln, ist das BushBash Kollektiv darauf angewiesen, sich einen gewissen Stil anzueignen, der sie sichtbar macht und es ihnen ermöglicht, zu bestimmten Räumen wie der Zwischennutzung in der Infanteriestraße einen Zugang zu erhalten. Hierfür sind sie auf soziales Kapital angewiesen (vgl. Fuchs-Heinritz / König 2005) . Zwar behaupten sie, gegen die Stadt zu arbeiten; dennoch lehnen sie Kooperationen mit den Bündnispartner_innen der Stadt München nicht ab.
Für den Vertreter des Harry Klein, der ebenfalls zu Beginn seiner Karriere keine Räume hatte, und dann Freiräume genutzt hat, die ihn – wie er uns mitteilt – „empowern“ konnten, müsse man in erster Linie als Kulturschaffender „irgendwo ne Chance bekommen“, dann passieren Sachen automatisch. Es ist jedoch mehr als eine Chance. Das BushBash Kollektiv scheint sich jenen „Unternehmergeist“ angeeignet zu haben, den es laut der Narrative der bereits Institutionalisierten brauche, um sich im Kampf um Teilnahme durchsetzen zu können. Durch die Wahl des Wegs alles Irdischen, den nach Lindner eine Subkultur im Laufe ihrer Genese gehen wird (vgl. Lindner 1985: 207), wird das BushBash Kollektiv jedoch selbst wiederum in kapitalistische Verwertungslogiken eingegliedert. Zugespitzter könnte man sagen, das BushBash Kollektiv verbreitet den eigenen subkulturellen Stil selbst über die Medien und trägt damit zur Auflösung der eigenen Stilistik subversiven Potentials bei (vgl. Clarke et. al. 1979): Illegalität, Non-Kommerzialismus und die Wahl geheimer Veranstaltungsörtlichkeiten werden aufgegeben. Es verliert somit gleichzeitig das subversive Potential, eine bestehende Ordnung bestreitbar zu machen und in der Frage nach einem Recht auf Stadt Widerständigkeit zu beweisen, die sie von sich selbst schließlich eigentlich behaupten (vgl. BushBash o.J.).
Das Kollektiv scheint regelrecht in die Elite der bereits Etablierten einzudringen, die über deutlich mehr Ressourcen verfügt, als sie selbst. Rosen betont dabei die spezifische Verfügungsgewalt der Elite über Kapital oder die Mobilisierung der öffentlichen Meinung (vgl. Rosen 2018: 33), das dem BushBash Kollektiv gewiss aus ihrer Illegalität helfen kann und eine finanzielle Bereicherung darstellt, die das BushBash Kollektiv nach eigenen Angaben anstrebt, um die eigenen Angebote auch beruflich zu realisieren.
Neue Eliten können neue Impulse setzen, „nach anderen Rekrutierungsregeln in das Feld eintreten und zudem innerhalb einer Elite unterschiedlich agieren“ (Rosen 2018: 31) als noch ihre Vorgänger_innen. Dennoch ist dieses unterschiedliche Agieren dann stets in jene Interdependenzen eingebunden, in welchen sich auch die Institutionalisierten sehen. Sie teilen eine gemeinsames dialektisches Sozialisiert-Sein.
Granovetter differenziert die Wirkkraft des sozialen Kapitals weiter aus und argumentiert in seiner Studie, dass Beziehungen zu Personen aus dem weiteren sozialen Umfeld, sogenannte weak ties, oft hilfreicher sind, weil nicht der gleiche sondern ein höherer sozialer Status vorhanden ist und dadurch die Aufwärtsmobilität befördert wird. Bei Personen aus dem engen Umfeld (strong ties), die wahrscheinlich einen ähnlichen sozialen Status innehaben (Granovetter 1983: 201-233), ist dies laut seiner Erhebung anders. Dieser Logik scheint auch das BushBash Kollektiv zu folgen, das zwar weiß, dass es in München noch andere kleine Kollektive gibt, die sich nicht in ähnlichen Netzwerken organisieren und stadtpolitisch nicht gehört werden können. Dennoch lassen sie sich in ihrem aktuellen Entwicklungsstadium derzeit zunehmend auf Kooperationen mit bereits Institutionalisierten ein. Ein Jahr zuvor, so das BushBash auf die explizite Nachfrage hin, organisierten sie hauptsächlich illegale Partys. Nun haben sie die Chance, im Harry Klein und dem Bahnwärter Thiel, einem weiteren Münchner Club, legale Veranstaltungen zu präsentieren. Dadurch, dass sie nun bekannter seien, haben sie nun auch die Möglichkeit, etwas Offizielles zu machen. Dies sei wichtig, da sie sich immer kostenmäßig im Minus befänden, aus der Illegalität heraus möchten und möglicherweise auch einmal von ihrer Tätigkeit leben wollen.
Tabea Stirenberg, Studierende der Empirischen Kulturwissenschaft und Europäischen Ethnologie, fasst ihre Eindrücke der Diskussion wie folgt zusammen: „Es geht, Subkultur zu machen, wenn man mit der Stadt oder mit Euch unterwegs ist.“ Präziser könnte man sagen, die Institutionalisierten sind aufgrund ihrer Ressourcen und Möglichkeiten die Türöffner_innen für subkulturell Aktive, an Präsenz zu gewinnen. Der Preis, um durch diese Türen zu kommen, ist jedoch hoch.
Das BushBash Kollektiv greift auf bereits institutionalisierte Bündnispartnerschaften zurück. Gerade im Kampf um städtischen Raum scheint dies ein notweniger Schulterschluss zu sein, um erfolgreich mitspielen zu können (vgl. Haderer 2017: 74). Doch tatsächlich zahlen sie hierfür jenen Preis, den eigenen subkulturellen Stil abzustreifen und in die Hallen der Clubs und Bars zu führen, in denen ihr Stil der Illegalität, Non-Kommerzialismus und die Wahl geheimer Veranstaltungsörtlichkeiten nicht mehr das sein kann, was es zu sein anstrebt: zu subvertieren und nicht-kommerzielle Realitäten des Städtischen denkbar zu machen. Die Rezeption durch die Medien führt nach Hebdige zur Auflösung des Subkulturellen:
Am Ende tauchen die ehemals abweichenden Regelbrecher als unterhaltsames Schauspiel in der vorherrschenden Mythologie […] reintegriert wieder auf: als Narren, als Andersartige oder als Feinde“ (Hebdige 1983: 85)
Dies geschah dem BushBash Kollektiv nicht – sie sind nicht die passiv Reintegrierten sondern gliedern sich selbst aktiv in die bestehende Ordnung der Institutionalisierten ein und erscheinen dadurch nicht als Narren, Andersartige oder Feinde, sondern als diejenigen, die durch Selbstaufgabe des Stils die städtische Ordnung, in die sie eintreten, reproduzieren und verfestigen, anstatt ihr subversives Potential durchzusetzen und durch Allianzen und Schulterschlüsse mit anderen subkulturell Agierenden tätig zu sein. Dick Hebdiges Begriff des Medialen sehe ich hierbei als einen weiten. Die stilverbreitenden Massenmedien sind lediglich ein Kanal von vielen möglichen, durch den das Stilistische des BushBash Kollektivs geschleust wird. Ein weiterer Kanal sind die bereits Institutionalisierten als vermittelnde Instanzen. Angelehnt ist dieses Vokabular an das Sender-Empfänger-Modell nach Shannon und Weaver ([1949] 1976). Sie argumentieren, dass dieser Kanal auch eine Störung erfahren kann. Diese Störung ist nicht unbedingt ein Hemmnis, sondern vielmehr als Impuls zu verstehen, der das Manövrierte (den subkulturellen Stil) beeinflussen, umlenken, einfärben, entgrenzen und verengen kann (vgl. Shannon / Weaver [1949] 1976: 14ff.; vgl. Rothe 2006: 80-82).
6 Wer schreibt das Recht auf Stadt (nicht)?
Auf unsere Frage nach Ausgrenzung und Möglichkeitsräumen antworten uns die Institutionalisieren, sie seien „schon Gruppen, die sich gut behaupten können […]„weil man gute Leute kennt und so und weil man gut mobilisieren kann.“ Zudem sprechen sie eine gewisse Lobby und öffentlichen Druck an. Sie sind sich dabei der Notwendigkeit bewusst, über soziales und ökonomisches Kapital zu verfügen. Als Begründung jedoch stützen sie sich auf die Erfahrung als Kulturschaffende.
Die Dichotomie zwischen dem BushBash Kollektiv als Vertreter einer Subkultur und den bereits Institutionalisierten kann weder auf praktischer noch auf narrativer Ebene aufrechterhalten werden. Beide sind bereits präsent im stadtpolitischen Geschehen aktiv und verfügen über je eigene Ressourcen und Kapitalien, sich durchsetzen und behaupten zu können.
Warum sich bestimmte andere Akteur_innen nicht behaupten können, wird unisono ähnlich eingeschätzt. Eigentlich habe man ja viel dazu gelernt, die Stadt sei nicht so stark umkämpft, die Leute würden mehr aushalten. Das eigentliche Problem jedoch sei, wie das Bellevue di Monaco mitteilt, dass die einzelnen „gar nicht [ahnen], was für Möglichkeiten sie haben.“ Jede/r habe gar „die gleichen Möglichkeiten, auf etwas aufmerksam zu machen, sich an Politiker zu wenden“, es fehle jedoch vor allem an Mut und Wissen.
Die „kumulative Textur der lokalen Kultur“ (Lindner 2008: 84) einer Stadt mitzugestalten ist also äußerst voraussetzungshaft. Mut und Wissen sind nicht – wie es im eben erwähnten Zitat anklingt – die gleichen Möglichkeiten aller, sondern abhängig von eben jenen Strukturen, die auch dem BushBash Kollektiv zu mehr Partizipation verhalfen. Das Recht auf Stadt sei eng mit „radikal-demokratischen und Kapitalismus-kritischen Forderungen verknüpft, allen voran mit Forderungen nach Selbstbestimmung, politischer und sozialer Teilhabe sowie mit Forderungen nach urbanen Räumen, die sich der kapitalistischen Verwertungslogik entziehen“ (Haderer 2017: 64). In der Stadt München, die, wie andere Städte auch, kein unbeschriebenes Blatt, sondern einen narrativen Raum abbilde (vgl. Lindner 2008: 86), stehen die Kulturschaffenden, die im Rahmen unserer Diskussion zu Wort kommen, für jene, die sich den monetären und bürokratischen Infrastrukturen der Ungleichverteilung eben nicht entziehen. Das BushBash Kollektiv schreibt diesen ungleichen semiotischen Raum (vgl. Wietschorke 2013) längst mit. Diese Beobachtung kollidiert jedoch mit dem Selbstverständnis der Kulturschaffenden, in München seien Menschen bei der Wahrnehmung der Kulturangebote nicht ausgeschlossen aufgrund des sozialen Status. Die Politik solle vor allem dafür sorgen, dass sich die Akteur_innen nicht gegenseitig „kannibalisieren“, wie der Vertreter des Harry Kleins mitteilt.
Auf unsere explizite Nachfrage, was passieren solle, dass Münchens Subkultur eine Zukunft hat, entgegnet man uns mit Forderungen, die vor allem auf eine bürokratische Ebene abzielen. Die Landeshauptstadt München solle mehr Freiräume schaffen, es ermöglichen Veranstaltungen unkomplizierter anzumelden, bessere Kommunikationsstrukturen schaffen und nicht zu sehr auf eine Institutionalisierung der Kulturangebote hinarbeiten. Zudem solle sie den Steuer- und Kontrollmechanismus und ein zu „krasses Anspruchsdenken“ reduzieren. Letzteres betreffe auch die Wahrnehmenden der Kulturangebote. Menschen sollen auch die Vorteile erkennen: so das optimistische Desiderat derer, die sich im Recht auf Stadt bereits behaupten können.
7 Fazit
Subkulturen, sagte Dick Hebdige einst, „sind Lärm – nicht Klang, sondern Mißklang“ (vgl. Hebdige 1983: 379). Die Instrumente des Missklangs, über welche die nicht-institutionalisierten Kulturschaffenden der vorliegenden Forschung verfügen, haben sie jedoch abgelegt, um im Takt ihrer Elternkultur zu spielen beziehungsweise sich diesen zumindest nach und nach anzueignen.
Zwar wird die Bündnispartnerschaft wahrgenommen, derer es bedarf, um am Kampf um das Recht auf Stadt teilzunehmen. Gleichzeitig jedoch führt dies dazu, dass sich die Prognosen der bereits Institutionalisierten bewahrheiten. Subkulturelle Subversion wird delegitimiert und es wird als unrealistisch betrachtet, eine alternative Vision städtischer Raumaneignung jenseits des „absoluten Gründergeists“ zu entwickeln.
Indem sich jene Subkultur des BushBash Kollektivs wider die Selbstbehauptung aus dem organischen Wachstumsideal herausschält, wird es selbst zum Platzhalter und Reproduzenten des Nicht-Organischen: von Illegalität, Non-Kommerzialismus und der Wahl geheimer Veranstaltungsorte hin zu Legalität, Kommerzialität und Öffentlichkeit. Durch die Institutionalisierung wird es ein Stück weit zum Teil jenes Mainstreams, zu welchem man sich doch eigentlich alternativ und subversiv verhalten möchte. Die soziale Eingebundenheit ist auf der einen Seite notwendig, doch versperrt diese Sozialisation gleichzeitig die Hoffnung, die notwendige Erfahrung für Teilnahme an der Stadt auch durch Allianzen mit gleichgesinnten, non-kommerziellen Subkulturen zu erreichen.
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[1] Da sie sich in der Diskussionsrunde im Wesentlichen über die Themen einig waren, unifiziere ich ihre Stimmen und werde im weiteren Verlauf dieser Arbeit von den Institutionalisierten sprechen. Sollte es relevante und auffallende Differenzen geben, mache ich dies deutlich, indem ich die Einrichtungen konkret beim Namen nenne.
[2] Alexa Färber (2009) spricht von „Risikopraktiken.“ Für meine Arbeit eignet sich jedoch eher der umfassendere Begriff der Risikopraxis.
[3] Ob wir durch unsere Diskussionsrunde und das Aufeinandertreffen des Harry Kleins und des BushBash Kollektivs vielleicht sogar dazu beigetragen haben, das Netzwerk zu bekräftigen, wäre eine reine Mutmaßung und soll an dieser Stelle nicht behauptet werden.