by Hans Richter

Student contribution to the TU Munich seminar: Architekturkommunikation (Listening to Architecture – Podcasts as als Medium der Architekturkommunikation)

 

H =   Studio Sprecher Hans Richter

I H = Interview Sprecher Hans Richter (21.06.2021, Frankfurt am Main)

I M = Interview Sprecher Milan Hruska (21.06.2021, Frankfurt am Main)

I T =  Interview Sprecherin Thalia Choubardas (21.06.2021, Frankfurt am Main)

 

 

H:              Wo Skateboarder sind, ist immer etwas los. Ob es die Passanten sind, die sich an ihren Tricks erfreuen,

I T:             Die Passanten, manche bleiben stehen und gucken, und manche wollen sogar Fotos machen. Ich hatte das schon, dass einer stehen geblieben ist, der hat dann mit seiner Kamera Fotos gemacht, die hat er mir dann irgdnwann per Email geschickt.

H:              Ob es sie selbst sind, die sich gegenseitig anfeuern, oder ob es die Anwohner sind, die sich über ihren Lärm beschweren.

                  Über Skateboarder gibt es geteilte Meinungen. Doch wie sehen die Skateboarder sich eigentlich selbst? Und wie sehen Skateboarder die Stadt und den öffentlichen Raum, in dem sie sich bewegen, sich entfalten und mit der Stadt interagieren?

I T:             Man läuft nicht mehr nur an Sachen vorbei, sondern man guckt zweimal hin: vielleicht könnte ich das auch skaten oder vielleicht könnte ich es auch  nicht.

H:              Mein Name ist Hans Richter, ich beschäftige mich im Rahmen der Podcastserie Who’s Architecture mit Skateboarden und deren Blick auf die gebaute Umwelt und begleite hierfür zwei Skateboarder am Go Skateboarding Day 2021 in Frankfurt am Main. Im Interview hört ihr Milan Hruska und Thalia Choubardas.

I H:            Wie heißt du?

I M:            Milan

I T:             Thalia

I H:            Wie lange skatest du schon?

I T:             Seit knapp drei Jahren inzwischen.

I M:            Seit 30 Jahren. Also 91 angefangen. Ja, nicht mehr aufgehört, genau.

I H:            Was bedeutet der Willy-Brandt-Platz für die Skateboard Szene in Frankfurt?

I M:            Das ist einer der am längsten bestehenden Street Spots in Frankfurt mit der Hauptwache und den Bockenheim Banks. Also das ist einer der Main Spots in der Stadt.

I H:            Was bedeutet denn Street Spot genau?

I M:            Street Spot ist ein Platz, bei dem man die Architektur zum Skateboard fahren gut nutzen kann.

I H:            Wo skatest du denn am liebsten?

I T:             in Frankfurt würde ich sagen auf jeden Fall am Wasser Gap. Das ist wie gesagt ein Gap in dem Wasser drinnen ist und du hast halt ein richtig krankes Manni Pad daneben, du hast ein richtig schönes Curb und so einen Block, auf den man raufspringen kann. Perfekter Boden.

I H:            Aber alles ursprünglich eigentlich nicht gedacht zum Skaten oder?

I T:             Ne auf keinen Fall, aber die haben es halt so schön gebaut, dass man trotzdem drauf skaten kann. Es gibt viele Spots in der Stadt die schon relativ runtergekommen sind, weil sie seit Jahren nicht renoviert wurden, aber gerade vor diesen Bürogebäuden achten sie doch immer sehr darauf, dass es schön aussieht. Das ist dann natürlich für uns nochmal schöner.

H:              Manualpad, Gap und Curb. Dies sind Begriffe, die Skateboarder benutzen, um beispielsweise die geschmeidigen Kanten von Stadtmöbeln oder die Lücken zwischen mehreren aus dem Boden herausstehenden Platformen zu beschreiben. Für Begriffe oder die Lücken zwischen eiligen aus dem Boden herausstehenden Plattform zu schreien Die meisten dieser Begriffe kommen aus den USA, wo das Skateboarden seine Herkunft hat.

I H:            Wo skatest du denn lieber? Es gibt ja Skateparks und eben die öffentlichen Räume.

I M:            Straße. Also definitv die Architektur, die eigentlich nicht dazu gedacht ist, um geskatet zu werden. Liegt einerseits daran, dass die Skateparks eben leicht gefahren werden können, da wird einem schnell langweilig. Und zweitens ist der Reiz halt einfach viel größer einen Trick zu stehen an einem Spot, der halt eigentlich nicht dafür gemacht ist. Da ist die Befriedigung halt einfach größer.

I H:            Würdest du sagen die Skateboarder zerstören die öffentlichen Plätze oder sind sie eher eine Bereicherung für die Stadt?

I M:            Also ich bin in 30 Jahren schon viel rumgekommen und „zerstören“… klar geht manchmal was zu Bruch aber ich sage mal die Skater bereichern eher solche Plätze-  Es werden mittlerweile in viele Städten extra Plätze konzipiert die auch zum Skaten genutzt werden, weil dadurch einfach immer Leute da sind. Das belebt den Platz, das zieht natürlich auch wieder Zuschauer an. Also ich finde es ist eher eine Bereicherung. Es gibt so ganz viele Plätze die einfach tot sind. Dann wird da angefangen zu skaten und zack hängen da wieder viel mehr Leute rum und der Platz wird belebter. Wenn die Leute sehen da passiert was dann setzen sie sich mal hin oder gucken mal zu und das belebt halt.

H:              Erfolgreiche Beispiele zur Belebung von Plätzen lassen sich etwa in Paris, Barcelona oder Innsbruck finden. An diesen Plätzen wird das Skateboarden von Seiten der Stadt nicht nur geduldet, sondern ist Teil der Freiraumgestaltung.  Ob sich die Anwohner im Nachhinein über die Belebung des Platz freuen oder sich über die wohlmögliche Lärmbelästigung beschweren, ist von vielen Faktoren abhängig und diese können zum Beispiel Standortfaktoren, die kulturelle Prägung der Anwohner oder eben auch die Geschichte des Platzes sein. Schade findet es Milan nur, wenn es keine Kommunikation den Eigentümern der Freiräume und den Skateboardern gibt. Er erzählt vom Frankfurter Spot mit dem Namen „die Welle“.

I M:            Also wie es der Name schon sagt sind das eben so verschiedene Wobbel und Wellen und  Metalskulpturen – eben wie ein Skatepark.

I H:            Und du hast mir erzählt, dass der Architekt den Platz damals für Skater und BMXer konzipiert hat. Warum könnt ihr da jetzt nicht skaten?

I M:            Also wir haben ihn mal bei einer Session getroffen du er meinte eben dass der Gedanke war, dass der Platz belebt wird durch das Skaten und das BMXen und der Eigentümer das leider nicht duldet. Wir haben auch mal erfahren dass er gar nicht in Frankfurt lebt und das trotzdem nicht möchte dass dort Skateboard gefahren wird. Dementsprechend wir man dort rund um die Uhr verjagt.

I H:            Habt ihr mal erfahren, wieso ihr dort nicht skaten dürft? Ist es zu gefährlich, gibt es zu viele Menschen, die ihr verletzen könnte?

I M:            Ne, also eigentlich gar nicht. Es gibt weder Leute, die man direkt verletzen könnte, es gibt keine Anwohner, die sich über den direkten Lärm beschweren könnten also ne, wissen wir nicht.

I H:            Ich weiß, es gibt ab und zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Skatern. Hast du da das Gefühl, du wirst zu Unrecht behandelt?

I M:            Ich sage mal mit der Polizei hat man hier in Frankfurt nicht so viele Probleme, es sind eher so die ganzen privaten Sicherheitsdienste, wo halt manche Leute ihren Job ein wenig zu ernst nehmen. Man hat ein Gebäude in dem Sonntags kein Mensch drinnen ist . Wir skaten davor und dann bekommst du Schläge angedroht. Da ist es so ein bisschen übertrieben. Ich sage mal wenn wir irgendwo skaten und es kommt jemand der nur seinen Job macht und uns sagt: „Hey sorry das ist hier nicht erlaubt und mein Job ist es euch weg schicken“ dann ist das gar kein Thema aber die meisten kommen dann schon ganz schön aggressiv und dann reagiert man auch mal aggressiver. Es kommt schon manchmal zu Auseinandersetzungen aber die fangen wir meistens nicht an. Wir haben hier viele Plätze, also die Hauptwache, Bockenheim Banks wo es eigentlich nie Ärger gibt. Da wird man nicht verscheucht.

I H:            Wie siehst du als Skaterin denn die Stadt?

I T:             Also ich würde sagen das erste ist, dass man Treppen nicht nur als Treppen sieht, sondern denkt: „Boah, da kann ich auch runterspringen!“. Eigentlich ist die ganze Stadt wie so ein Spielplatz. Man ist wieder Kind und man kann sich überall Sachen vorstellen, die man machen kann. Jeder Bürgersteig, jede Bank ist eigentlich ein Obstacle. Da wo andere Leute drauf sitzen skaten wir halt. Manchmal bleibe ich auch einfach stehen und gehe in die ekligsten Ecken hinein weil ich denke: „Diese Bank sieht aber schön aus, vielleicht kann ich die auch skaten“.

I H:            Was ist denn das Essentielle für Skateboarder in der Stadt?

I M:            Boden. Guter Boden. Das ist meistens das, woran es scheitert. Du siehst gerade wir sind viel unterwegs, schauen immer: „wo wird gebaut, wo könnte sich was ergeben?“ und meistens scheitert es am Boden, wo dann Kopfsteinpflaster oder irgendwelche Schottersteine benutzt werden, wo dann für uns einfach der Spot nicht mehr skatebar ist. Also eigentlich nur guter Boden, alles andere ist egal.

I H:            Also einen guten Boden, mehr braucht es nicht und oft sind die öffentlichen Plätze interessanter als die Skateparks.

I M:            Auf jeden Fall, ja!

I H:            Dann will ich dich nicht weiter aufhalten und wünsche dir eine gute Session.

I M:            Vielen Dank, danke dir!

 

H:              Das Skateboarden ist in den letzten 50 Jahren so populär geworden, dass Städte das Betreiben dieser Sportart bei der Gestaltung des öffentlichen Raumes mittlerweile mit einbeziehen. Nicht nur, wenn das Skateboarden erwünscht ist muss bei der Freiraumplanung genau hingeschaut werden, sondern auch, wenn es verhindert werden soll. Durch ihre Kreativität finden Skateboarder letztendlich an fast jedem Spot eine Möglichkeit, die gebaute Umwelt zu nutzen, um ihrer Leidenschaft nachzugehen. Wenn sie von einem Ort verjagt werden machen sie sich auf den Weg zum nächsten und sehen sich dabei schon gleich nach neuen Möglichkeiten um. Denn für Skateboarder ist jede versiegelte Fläche interessant, ob im Stadtzentrum oder vor der eigenen Haustür. Sie sehen die gebaute Umwelt mit anderen Augen, können jedem noch so trostlosen Platz etwas abgewinnen und ihm in Sekundenschnelle ein wenig oder sogar ganz viel Leben einhauchen.

H:              Mein Name ist Hans Richter. Das war WHO’S ARCHITECTURE mit dem Blick von Skateboardern auf die Stadt. Vielen Dank für das Zuhören und besonders vielen Dank an Thalia und Milan für die spannenden Interviews.

I T:             Gerne, hat Spaß gemacht

I M:            Vielen Dank, danke dir!

H:              Viel Spaß bei der nächsten Folge von Who’s Architecture. Nächste Woche mit Marlene und David zum Thema „Blinde Architektur“.

 

Hans Richter

Bachelor Architektur 8. Fachsemester

 

H =   Studio Sprecher Hans Richter

I H = Interview Sprecher Hans Richter (21.06.2021, Frankfurt am Main)

I M = Interview Sprecher Milan Hruska (21.06.2021, Frankfurt am Main)

I T =  Interview Sprecherin Thalia Choubardas (21.06.2021, Frankfurt am Main)